Die Wellen schlagen hoch und streicheln den Schiffsrumpf,
als man die ersten Meilen, auf offener See, zurück legt!
"Die werden wir heimsuchen!" schnorchelt und murgelt es eher unverständlich, unter den gesetzten Segeln,
die sich durch einen ordentlichen Luftzug aufblähen.
Hier als dort das stetige Platschen von Füßen über glitschige Schiffsplanken,
die dem Knarzen der (fast) morschen Balken geräuschvoll Konkurrenz bieten.
Während der Schleifstein rattert und Stahl auf jenem geschliffen wird!
Kitar im Sonnenschein!
Endlich ist der Sommer in seiner reizvollsten Erscheinung zu spüren.
Es werden Gartenfeste veranstaltet, der Grill wird angeheizt,
überall grünt und blüht es und vermutlich ist die Stimmung in der Bevölkerung wohl zumeist fröhlich
- wie dies so ist, wenn die Sonne scheint und einem ins Gesichtlein lacht.
Sollte man am heutigen Tag am Hafen, nah der Brennerei, vorbei kommen lockt sogar der Duft von exotischem Obst,
das auch am heutigen Morgen wieder vom Handelskontor Goldregen geliefert wurde.
Man scheint ziemlich beschäftigt, all die süßen Orangen, die fruchtige Ananas und die saftigen Mangos schnellstmöglich verarbeiten zu wollen.
Die Fässer, wohl vorbereitet mit dem guten, dunklen Lichthafener Rum stehen schon bereit
und Michael Buren, der Brennmeister, des feinen Tropfen, delegiert, agiert und scheint - routiniert, wie er nun einmal sein sollte, alles im Griff zu haben.
Ein Tag, wie jeder andere ... oder doch nicht?
So manche Seele behauptet, am Horizont, ein Schiff erkannt zu haben - mit schwarzer Flagge?
Bloßes Geschwätz, Seemannsgarn, dass irrtümlicherweise an Land geknüpft wird?
Die Ausgeburt schlechter Träume, der letzten Nacht oder gar das Gerede von Trunkenbolden?
So verbleibt am Ende des Tages wohl nur der süßliche Duft von Obst, mit absoluter Gewissheit, die viele Arbeit
- die es gilt zu erledigen, am Hafen und auch in der Stadt selbst
und so mancher Gedanke der an dieser Stelle, entweder für Heiterkeit oder dort, für Beunruhigung sorgen könnte!
Ein ganz normaler Tag, auf Kitar und damit am Hafen ...
Der Sonnenschein strahlt wahrscheinlich mit der guten Laune um die Wette
und selbst die eine oder andere Möwe hockt wohl zufrieden am Hafen umher, den Bauch voller Fisch
und den Kopf voller Unfug - "Wem könnte man wohl auf den Kopf schei...?"
Gewohnte Bilder zeichnen den Arbeitstag, als vielleicht auch heute die eine oder andere Fracht gelöscht wird.
Auch der Handelskontor Goldregen ist, wie stets fleißig und zuverlässig und liefert - mal wieder - frisches Obst, aus dem fernen Tanaris.
Die Brennerei - auch heute - wieder einer der Standorte die beliefert werden.
Orangen, Ananas und auch Mango verströmen ihren Duft, wie so manches Mal - in der jüngsten Zeit.
Eine - temporäre - Produktion, der Brennerei - Feiner Tropfen -,
doch was genau man dort derzeit mit all den aromatischen Früchten und jeder Menge dunklem Lichthafener Rum anstellt,
das möchte Brennmeister Buren, nicht so recht verraten.
"Die Zeit wird kommen, dass ihr alle eingeweiht seid.
Habt noch ein kleines bisschen Geduld und lasst euch überraschen!"
so die Reaktion des alten Herrn, in sanftmütiger Art und Weise.
Doch scheint aktuell wirklich alles ''wie immer''?
Seltsame Aushänge, in kratzeliger Handschrift, teils mit kinderhaften Zeichnungen und konfusen ''Botschaften''
zieren derweil ab und an diverse Aushangtafeln, innerhalb der Stadt.
Ein Kinderstreich?
Jemand mit extremer Langeweile oder gar dem Lechzen nach Aufmerksamkeit
oder am Ende doch pure Realität und eine verstörende Wahrheit?
Eine Frage, die zum aktuellen Zeitpunkt, noch nicht wirklich geklärt ist!
Doch manch braver Bürger und verschreckte Lichthafener Hausfrau
schwört das sie sich tatsächlich beobachtet fühlen!
Könnte man es sogar - manches Mal - in freudiger Erwartung kichern hören ...?
Katrinchen zugestimmt
Zwei Worte, die leise und besonnen, ausgesprochen wurden ...
"Mit sofortiger Wirkung wird das geplante Fest - mit dem kleinen Schauspiel, das aufgeführt werden sollte
- das zur allgemeinen Unterhaltung dienen sollte, abgebrochen."
Dies waren und sind wohl die letzten Worte, eines Geschäftsmannes, am gestrigen Abend,
ehe ein Aushang seine Bestimmung findet.
Was auch immer da geplant war, eines ist sicher, es findet nichts statt und so wie es dort geschrieben steh
- gar nichts mehr, zumindest nichts aus dieser Richtung.
Manch eine Seele munkelt ...
"Das Piraten-Strandfest, fällt ersatzlos aus."
Wieder andere fühlen sich ...
"Dem Himmel sei dank, nicht mehr beobachtet!"
Und in anderen Gassen munkelt man tatsächlich ...
"Schade."
🍻 🍻 🍻 🍻
Was auch immer oder wer auch immer eine Lawine ins Rollen brachte, es war nicht nur eine Glanzleistung
- nein, es war ein Begräbnis.
Und am Ende verbleibt nichts weiter ...
als Stille.
Auf dem Rückweg von einem Außeneinsatz schlendert die blonde Inhaberin der Holzkunst Morgentau durch die Gassen der Stadt, als ihr Blick auf den Aushang des Händlersprechers fällt. Sie bleibt stehen, liest die Zeilen, die sich an die Bevölkerung richten – und ein tiefer Seufzer entweicht ihr. Ihre Miene verfinstert sich, Traurigkeit legt sich über ihr Gesicht.
Anduron Dämmerblick, ihr treuer Geselle, bemerkt die plötzliche Stille.
„Ist alles in Ordnung bei dir?“, fragt er vorsichtig.
Die Inhaberin atmet einmal tief durch, bevor sie antwortet.
„Nein … Ich meine, ich wusste es ja bereits. Die Absage kam schon per Brief. Aber es jetzt so klar und unmissverständlich öffentlich zu lesen … das trifft einen doch nochmal anders. Wie ein Schlag in die Magengrube.“ Ihre Stimme klingt ruhig, doch der Schmerz schwingt spürbar mit. „Wir haben so viele Ressourcen ins Piratenstrandfest und ins Braufest gesteckt … ein herber finanzieller Rückschlag.“ Sie seufzt leise.
Anduron nickt langsam, die Erinnerung in seinen Augen deutlich sichtbar.
„Ich weiß noch, wie viel Herzblut wir in die ganzen Aufbauten gesteckt haben. Die Überstunden, die Nächte voller Sägespäne und Lampenlicht. Aber es hat sich gelohnt – die Feste waren ein echtes Spektakel. Ich hab’s gerne gemacht. Findest du es nicht trotzdem ein wenig ungerecht vom Händlersprecher?“
Die Inhaberin schüttelt den Kopf.
„Nein … so schätze ich ihn nicht ein. Er ist jemand, der Dinge zu Ende bringt – durch und durch. Wenn er so eine Entscheidung trifft, dann muss wirklich etwas Schwerwiegendes passiert sein. Noch weiß ich nicht, was genau vorgefallen ist, aber ich bin sicher: Es wird eine nachvollziehbare Erklärung geben.“
In diesem Moment meldet sich Meister Ventor Morgentau, der oben auf dem Lastenkarren sitzt.
„Es ist wieder über 20 Grad – da drehen die Leute doch alle durch. Ich hoffe mal das die Leute die das verbockt haben das gerade rücken.“, ruft er trocken.
Anduron lacht leise.
„Wohl wahr … wohl wahr.“
Die blonde Inhaberin blickt ein letztes Mal auf den Aushang, dann hebt sie den Kopf.
„Zuerst will ich hören, was genau passiert ist. Und je nachdem, wie sich die Lage darstellt, überlegen wir, wie wir die alten Aufbauten und Stände wiederverwenden können. Der Schaden muss so klein wie möglich gehalten werden …“
Denn wenn Feste abgesagt werden, dann trifft das nicht nur die Feierlaune – es trifft direkt ins Herz der gelebten Marktwirtschaft auf der Insel.