[BW] Die Mine  

Die Mine
Eine kurze Beschreibung

Grünfels. Banal, trocken und kaum mehr als simple Beschreibung ist der Name jenes Berges in dessen Inneres sich tief die neu erschlossenen Minen graben.
Es mag spät in der Nacht sein, oder auch helllichter Tag - schwer zu sagen in der Dunkelheit an deren Firmament sich einzig grob behauenes Steingewölbe erstreckt, das selbst glimmenden Kohlenpfannen, Fackeln und Grubenlichter nicht zu erhellen vermögen. Einzig das blecherne Hallen einer bronzenen Glocke kündigte vor einiger Zeit hier den Beginn der dritten Schicht an, die einzige Zeitrechnung welche für die schwer schuftenden Arbeiter von Bedeutung ist.
Selbst in den oberen Schächten der Mine kann man trotz all der verwinkelten Stollen noch immer die Kälte tief aus den Eingeweiden des Berges erahnen, den fossilen Herzschlag des reglosen Riesen mit seinen Adern aus verschiedenster Erzen und harten Granitgesteins.
Der Geruch nach schwelenden Kohlen und beißenden Ruß, nach schweißtreibender Arbeit und beklemmender Enge liegt in der windstillen Luft und mag so manchem Fremdling den Schweiß auf die Stirn treiben ganz ohne dass er schwere Loren unter dem protestierenden Knirschen seiner Gelenke vorangedrückt, ganz ohne dass er unter dem Brennen angestrengter Muskeln die Spitzhacke in stumpfer Monotonie endlose Stunden gegen den Fels getrieben hat.

Der Klang der Schritte auf ihrem Weg nach oben wird dumpfer, verliert an Hall, führt vorbei an groben in den Stein getriebenen Kammern, über Fischbauchschienen und staubigen Schutt bis schließlich mit dem rostigen Kreischen alter Zahnräder das Tor die Rückkehr an die Oberfläche gestattet.

Das Gelände

Die Gedanken an Flüstern in der engen Dunkelheit schwinden vielleicht genauso langsam wie das Hallen von Schlägen und Hämmern das hier oben auf dem sonnengetränkten Gelände kaum mehr als eine verblassende Erinnerung scheint. Wo im Nacken noch immer die Mine lauert erheben sich solide Gebäude auf dem Gelände, schmiegen sich an den Berg als wären sie hierfür allein geschaffen worden.

Massive Türme unterbrechen die gewaltigen Palisaden, die dort in die Höhe ragen wo die Felsen keine natürliche Barrikade bilden. Fast scheint es als wäre dieser Ort in den Bergen geradezu dafür geschaffen den Anstürmen kriegerischer Horden als schwer einzunehmendes Bollwerk zu trotzen.

Kaserne und Gefangenenlager zugleich

Vielleicht möge manch einen die Schritte unter den wachsamen Augen der Minenaufseher und Arbeiter aber auch in die Kaserne mitsamt all ihrer Schießscharten treiben, verfolgt von Blicken aus massiv errichteten Plattform die sich über dem dunkle Holztor der vermeintlichen Wehranlage erhebt. Schnaubend, mit knappen Nicken lösen sich die überkreuzten Hellebarden von augenscheinlich äußerst humorlosen Wachen vor all jenen denen man Einlass gewährt und offenbaren unter dem Anblick von Verschlägen und Zellen eine zweite Wahrheit mit aller Deutlichkeit. Tatsächlich wird niemand ohne Mühen und Blutvergießen jenen Ort so einfach einnehmen. Und tätsächlich wird niemand diesen Ort in den Bergen Kitars der sich so tief in die Dunkelheit unter Tage bohrt ohne genau die selbe Mühe und das selbe Blutvergießen verlassen.

Genau das scheint auch der Minenvorstand zu wissen, der sich dem Besucher mit amphibischer Gelassenheit zuwendet. Das Buch in den groben Arbeiterhänden knallt wie ein Peitschenhieb, das akustischer Äquivalent zur unausweichlichen Endgültigkeit ehrgeiziger Pläne, als es schließt und den Blick über den Besucher gleiten lässt. Ein Nicken begleitet das martialische Grinsen, dann breiten sich die Hände aus.

"Willkommen im Grünfels." Ein Schnauben, ein Lachen und schließlich ein trockener Zungenschlag. "Oder wie wir es passender sagen sollten: Willkommen im Dreck."